Chronik

Chronik des Schiffsmodellbau-Vereins Wendlingen am Neckar 1980 bis 2007

 

Mitte 1978 erschien in der Esslinger Zeitung ein Artikel über die Erschließung des “Aktiv-Sees“ auf der Gemarkung „Schäferhausen“ am
Stadtrand von Wendlingen. Der damalige Bürgermeister, Herr Köhler, setzte sich sehr für ein Naherholungsgebiet mit Aktiv-See auf dem auch
Schiffsmodelle schwimmen gelassen werden konnten ein. Eine Nutzung als Badesee wurde, da Wendlingen am Speckweg über ein großzügig
angelegtes Freibad verfügte, nicht in Erwägung gezogen.

Am 26.07.1978 trat Roland Zaiser aus Köngen mit dem Bürgermeister in Kontakt um über eine Nutzung des Sees durch den
Schiffsmodellclub Stuttgart (SMC Stuttgart) zu sprechen. Dieses Gespräch verlief sehr einvernehmend. Auch Bürgermeister Köhler konnte
sich grundsätzlich mit der Nutzung als Modellgewässer anfreunden, jedoch wünschte er sich, verständlicherweise, einen Wendlinger Verein für
das Wendlinger Gewässer.
Also sprach Herr Zaiser sofort mit ein paar Modellbaukollegen aus Esslingen und der näheren Umgebung, die sich alle dem naturgetreuen
Schiffsmodellsport verschrieben hatten, denn eine solche Gelegenheit ein solch herrliches Fahrgewässer zu bekommen durfte man sich nicht
entgehen lassen! Also traf sich unter anderem Leopold Arnold, Günter Armbrust, Wolfgang Drath und Benno Scholz um sich über eine
Vereinsgründung zu besprechen.

Zur Einweihung der Grund – und Hauptschule, der Ludwig–Uhlandschule im Juli 1979 in Wendlingen organisierte man, damals noch mit den
Stuttgarter Vereinskollegen eine große Modellausstellung von einer sehr guten Resonanz unter der Bevölkerung geprägt wurde. Einige örtliche
Schiffsmodellbauer waren von dem Gedanken einen eigenen, ortsansässigen Schiffsmodellbauverein zu gründen begeistert.

Und so wurde am 22. März 1980 eine konstituierende Sitzung wurde einberufen, eine Gründungssatzung beschlossen und der SMC
Wendlingen wurde im Saal der Gaststätte Traube, gleichzeitig das erste Vereinslokal, gegründet.

Die erste Vorstandschaft bestand aus:
1.Vorstand: Leopold Arnold
2.Vorstand: Klaus Peter Pannow
Schriftführer: Georg Schuster
Kassenwart: Roland Zaiser

Das Vereinswappen wurde von Rudolf Gessmann, einem Schiffsmodellbauer und Hobbymaler entworfen.



Zur Vereinsgründung erhielt der SMC Wendlingen das Nutzungsrecht für den nun als Schäferhäuser See bezeichneten “Aktiv See“ zum
befahren mit Modellbooten.
Ein entscheidender Schritt war getan! Das bekannt machen des Vereins und die Pflege des Vereinslebens war und ist sehr zeitintensiv.
Es erfolgte im April 1980 der provisorische Bau eines Holzsteges am Süd-Ostufer des entstehenden Sees. Von dieser Anlegestelle erfolgte
die Eroberung der Seeoberfläche. Auch mit dem ortsansässigen Fischereiverein wurde und wird ein gutes Verhältnis gepflegt.
Im Juni 1980 wurde der SMC Wendlingen vom DLRG-Wendlingen um die Teilnahme am 10-jährigen Jubiläum des DLRG Ortsgruppe
Wendlingen gebeten, was vom SMC auch gerne wahrgenommen wurde. Dieser erste offizielle öffentliche Auftritt wurde ein großer Erfolg und
so fanden sich immer mehr Schiffsmodellbauer zusammen die das herrliche Vereinsgewässer nutzten.

So wurde Anfang 1981 die erste ordentliche Jahreshauptversammlung abgehalten innerhalb der u.a. beschlossen wurde ein Bojendreieck
nach den Regeln des Dachverbandes Nauticus (deutscher Dachverband Schiffsmodellbau) im Nordwesten des Sees auszulegen.

Im März 1981 veranstaltet der SMC Wendlingen zusammen mit der Modellfliegergruppe Esslingen in der dortigen Fachhochschule für Technik
eine viel beachte Ausstellung als Generalprobe für die erste große Ausstellung des SMC im Herbst 1981.


Im Mai 1981 unternahm man eine Reise zu den Originalen! Das deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven und der Freihafen in Bremen
wurden besucht und dabei neue Anregungen für den Bau naturgetreuer Modelle wurde gesucht und gefunden. Es wurden zwei
Ankerziehschlepper (Rought und Tough) der norddeutscher Reederei Hapag –Lloyd, der Schlepper Komet sowie der Ponton P10 gebaut
welche in einem von einer



Niederländischen Filmgesellschaft gedrehten Dokumentarfilm die technischen Hauptrollen spielten. Einer der Schlepper steht heute im
Hamburger Museum des Sammlers von der Tann (ab 2008 in der Speicherstadt öffentlich zugänglich).

Im November 1981 wurde die bereits geprobte Schiffsmodellausstellung mit reger Teilnahme der Bevölkerung in einer Wendlinger Halle
durchgeführt, bei der viele weitere Kontakte geknüpft werden konnten.



Im Jahre 1983 wurde die Stadt Wendlingen 850 Jahre alt, was durch viele Veranstaltungen durch das Jahr hindurch gebührend gefeiert wurde.
Der SMC beteiligte sich unter anderem mit einem großen naturgetreuen Neckar- Holzfloß, welches im Modell das erste Ergebnis der
Jugendarbeit war und als Vorlage für das auf einem Tieflader installierte Floß im Maßstab 1:1 diente.

Das Floß wurde im Festzug von, in originalen Gewändern gekleideten Vereinsmitgliedern, vorgestellt. Diese historischen Gewänder wurden
von der Asservatenkammer des Stuttgarter Staatstheaters zur Verfügung gestellt. Das Floß wurde später in auf einem Spielplatz aufgebaut.
Die von den Jugendlichen gebauten Entwürfe wurden in einer Ausstellung am 15.01.1983 von u.a. Bürgermeister Köhler bewertet
und prämiert.



Bei der Preisverleihung gab der Bürgermeister den Umbau der Wendlinger Gartenschule bekannt. Dort, so Köhler, bekäme der SMC
Wendlingen die Möglichkeit eine eigene Vereinswerkstatt einzurichten. Die Werkstatt wurde im Mai eingerichtet und je nach finanziellen
Möglichkeiten mit dem notwendigen Maschinenpark und Werkzeug ausgestattet. Dies wäre ohne die großzügigen Spenden einiger Mitglieder
und Freunden des Vereins nicht diesem Maße möglich gewesen.

Im Juni stand die erste große Regatta im Rahmen, der 850-Jahr Feier an welche durch weitere Bauarbeiten am See mit Hilfe des
Fischereivereines und des Schützenvereins Wendlingen vorbereitet wurde. Der Festplatz wurde für ein großes Festzelt erweitert. An See
wurde die Steganlage entsprechen hergestellt.
Das Regattawochenende wurde mit einem Preisfischen am Vormittag begonnen, am Nachmittag konnte das Publikum bei herrlichem Wetter
die Modellschiffe im Wasser und auch an Land sowie den Bogen-Schützen zusehen.



Dieses bunte Programm zog viele Besucher in ihren Bann mittlerweile hatte sich der SMC Wendlingen zu einem festen Bestandteil der Stadt
Wendlingen entwickelt.
Im selben Jahr fuhr die F6-Mannschaft zur Naviga (Weltdachverband Schiffsmodellbau) Weltmeisterschaft nach Bulgarien, wo sie innerhalb
der internationalen Konkurrenz den respektablen 5. Platz erreichen konnten.
Außerdem wurde, zusammen mit dem Fischereiverein die so genannte „Seeputzete" zur Pflege und Erhaltung des Sees ins Leben gerufen,
welche bis heute zweimal im Jahr durch den SMC ausgeführt wird. Es ist schon erstaunlich, was da so alles an Hinterlassenschaften gefunden
wird – von Badkeramik über halbe Fahrräder bis zum Blumentrog und natürlich Hausmüll, Dosen, Flaschen Kleinkram aller Art. Regelmäßig
wird auch der Seegrund von befreundeten Tauchvereinen abgesucht, welche mit Rennboot Rümpfen oder auch schon einem kompletten
verschlossenen Tresor fündig wurden.

Nun konnte auch der Modellbau in der Werkstatt mit Jugendarbeit aufgenommen werden und es entstanden einige Modelle, die allein durch
ihre schiere Größe den eigenen Werkraum sprengen würden. So entstand zum Beispiel eine Bohrinsel im Maßstab 1:50. Auch konnten sich
Vereinsmitglieder dort zum "gemeinsame Probleme" wälzen und lösen treffen.

Der SMC beteiligte sich sodann an vielen Veranstaltungen befreundeter Vereine so zum Beispiel in Offenburg, Würzburg, Immenstaadt,
Salem, Crailsheim, Heilbronn, Stuttgart, Hamburg Bremerhaven, Straßburg, Vaduz, Rotterdam und Genf um nur einige zu nennen.

Im Spätsommer 1985 begannen die Umbauarbeiten am Schäferhauser See sowie dem Ufer und es ergab sich die



Möglichkeit, ein festes Dach als Vereinsheim mit Steganlage in Eigenleistung zu errichten. Von der Stadt konnte das Gelände in Erbpacht auf
99 Jahre gepachtet werden. Dieses halb in den Hang gebaute Vereinsheim mit Werkbank, Küchenblock und sanitären Anlagen wurde der
Dreh- und Angelpunkt des Vereines. Es hat den Namen Kapitän Hans Kajüte.

Im Jahre 1986 fand vom 29.Mai bis 1. Juni, wieder zusammen mit dem Fischereiverein und dem Schützenverein die erste Internationale
Nauticus Regatta statt. Da sich der SMC Wendlingen nur um die Ausrichtung der Regatta kümmern konnte, wurde der Festbetrieb die beiden
anderen Vereine abgewickelt. Es wurde eine große Veranstaltung, da zeitgleich die Einweihungsfeier des Naherholungsgebiet Schäferhauser
See stattfand.
Der Hüttenausbau wurde bis Jahresende fertig gestellt und das Jahr wurde, wie alle Jahre mit einer zünftigen Weihnachtsfeier im Gasthaus
Lamm abgeschlossen.

1988 war der SMC der Ausrichter der deutschen Meisterschaft im Schiffsmodellsport für den Dachverband Nauticus. (Dies war der „Probelauf"
für die WM im Jahre 1993-doch davon später mehr). Die Teilnehmer aus ganz Deutschland wurden feierlich im Rathaus empfangen dann
starteten am See die Wettbewerbe umrahmt von einem bewirteten Festzelt, Darbietungen verschiedener Vereine sowie einem großen
Feuerwerk.



1990 waren wie im Fluge zehn Jahre vergangen und der SMC konnte stolz seinen zehnten Geburtstag mit einer entsprechenden Ausstellung
feiern.



Die nächsten Jahre wurden die Bojenanlage optimiert und Kraft für das Jahr 1993 gesammelt denn:

Im Jahr 1993 richtete der SMC Wendlingen vom 15.6 bis 19.6 seine bisher größte Regatta, die Weltmeisterschaften im Schiffsmodellbau,
alle Klassen aus. Unter der Beteiligung von 18 Nationen und 300 Teilnehmer und Wertungsrichtern.Es wurde von der, im benachbarten
Kirchheim ansässigen, Fa. Graupner ein spezielles Gemisch zur Verfügung gestellt so das, mit Sondergenehmigung auch Rennboote mit
Verbrennungsmotor den See befahren durften. Es war jedoch eine sehr arbeitsintensive Veranstaltung. Als Lohn ist jedoch der SMC
Wendlingen mit seinem traumhaft schönen Gewässer weltbekannt geworden!



45 Die nächsten Jahre wurden wesentlich ruhiger angegangen. Wir besuchten mehrfach unsere Partnerstadt St Leu de la Foret nahe Paris,
deren Vertreter auch zu entsprechenden Gegenbesuchen den Weg nach Wendlingen fanden und dort von uns beziehungsweise vom
Partnerschaftskomitee betreut wurden.
Seit 1994 die erste Messe Faszination Modellbau in Sinsheim stattfand, beteiligt sich auch der SMC als ideeller Aussteller mit seinen
hervorragend gebauten Schiffen an der Messe. Selbstverständlich ist der SMC auch in Stuttgart, Friedrichshafen und Dortmund gebührend
vertreten. In diesem Jahr wurde auch eine neue Idee geboren und umgesetzt: Die Wendlinger Hafentage.



Alle umliegenden Vereine wurden nach und mit dem Hafenvirus angesteckt, so daß kompatible Hafenmodule entstanden und entsprechende
Schiffe zum Hafenbetrieb auf Kiel gelegt wurden.Natürlich musste auch ein Leuchtturm für die Hafeneinfahrt her.
Die Hafentage werden jährlich mit wachsenden Teilnehmerzahlen abgehalten und sind im süddeutschen Raum sehr beliebt; es sind sogar
Gäste aus Cuxhaven regelmäßig zu Gast.

Seit 1995 ist auch die Minisail regelmäßig 2-mal im Jahr zu Gast die mit Ihren naturgetreuen klassischen Segelschiffen das zahlreiche
Publikum zum Staunen bringt!

Auch wurde die Jugendarbeit verstärkt. In verschieden Kursen wurde mit Schülern aus Wendlingen im Werkraum in der Schule naturgetreue
Modellschiffe gebaut die nach Fertigstellung selbstverständlich feierlich getauft werden.





Im Jahre 2002 nahmen wir, anlässlich des Deutschen Trachtenfestes am Festumzug des Vinzenzifestes mit einem Papierschiff teil, dessen
Länge von drei Metern schon den Rahmen für Modellboote etwas gesprengt hat – aber für Schiffsmodellbauer ist nichts unmöglich.
Auf einem Anhänger eines Vereinsmitgliedes bauten wir aus Holz eine Unterkonstruktion, die mit einer überdimensionalen Wendlinger Zeitung
verkleidet wurde, und Platz für zwei Personen bot. Gezogen von einem PKW war das der Festwagen. Das Papierschiff ist heute in Besitz der
Nürtinger Zeitung.



Ende 1999 wurde ein weiterer Umbau des Vereinsgeländes fällig. Der bis dato direkt vor der Hüttentür vorbeiführende Fußweg musste aus
Sicherheitsgründen um die Hütte herum verlegt werden, da die zunehmende Zahl der Fahrradfahrer zu vielen Beschädigungen an Schiffen
führte und, bevor es einen schweren Unfall mit Personenschaden gab, verlegten wir den Weg und bauten kurzerhand ein Bootslager für das
feste Rettungsboot in den Hang. Parallel dazu wurden Trockensteinmauern errichtet und der Boden mit Knochensteinen ausgelegt – endlich
eine vernünftige Basis für die Ausstellungstische. Auch für die von einem Modellbaukollegen aus Cuxhaven vermittelten Exponate wurden
hübsche Ausstellungsplätze eingerichtet.

Schon immer war es Tradition das sich der Verein am jährlichen Jugendferienprogramm der Stadt Wendlingen aktiv beteiligt und so werden,
bei meist gutem Wetter mit den Kindern kleine Segelschiffe gebaut und auch gleich erprobt.



Auch wurde 2004 ein standesgemäßer Fahnenmast errichtet, der bei Hüttenöffnung beflaggt wird und so die Anwesenheit eines Mitgliedes
anzeigt.



Mit diesen Worten möchte ich nun enden. Es ist unmöglich alle Erlebnisse und Vorgänge zu beschreiben, die in einem solch lebendigen
Verein jedes Jahr so geschehen.

Möglich machte dies die hervorragende Kameradschaft, das Verständnis und die Hilfe der Frauen, die hinter jedem Modellbauer stehen, die
Unterstützung der ortsansässigen Firmen, allen voran die Firmen Haufe und Graupner sowie der Unterstützung durch die Stadt Wendlingen.
Ein besonderer Dank gilt allen, die im Vorstand, der technischen Kommission und als einfaches Mitglied viele Stunden Freizeit für Ihren
Verein opfern.

Unser Gedenken gilt den verstorbenen Kameraden.

Manfred Hanke